Mindfulness

Was ist Achtsamkeit?

Bekannte Definitionen:

Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.

– Jon Kabat-Zinn –

Achtsam zu sein bedeutet, in einer offenen, nicht wertenden Weise bewusst zu erleben, was im Moment ist.
Damit befähigt Achtsamkeit, seine Aufmerksamkeit auf das, was aktuell passiert auszurichten und selbstbestimmt mit den eigenen Gedanken und Gefühlen umzugehen.

– Bishop et al. 2004; Brown und Ryan 2003 –

Achtsamkeit ist das Wunder, sich selbst zu heilen.

– Thích Nhất Hạnh –

Meine Gedanken und Erfahrungen zu Achtsamkeit

Wir leben in einer hektischen Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Der digitale Wandel ist nicht mehr zu stoppen und trägt maßgeblich dazu bei. Es ist nicht sinnvoll, tausend Dinge gleichzeitig zu machen und geschäftig durch die Welt zu laufen und abends völlig gestresst und erschöpft ins Bett zu fallen.


Anders als Laptop und Co. benötigt der Mensch Pausen, Erholung, Stille, Zeit für Freude und Familie, Sport, Hobbys, gute Ernährung und ausreichend Schlaf, um sich zu regenerieren und Kraft zu tanken. Wir brauchen Auszeiten von sinnlosem Konsum und Reizüberflutung durch die Medien und ganz allgemein von Belastungen, die aus der Umgebung kommen. Die Zeit in der wir leben, bietet längst nicht mehr die Sicherheit, die wir früher einmal kannten. Alles ist im Wandel und nichts scheint mehr von Bestand zu sein. Unsicherheit in den unterschiedlichsten Lebensbereichen stressen uns und zehren an unseren Kräften.

Der gestresste Mensch:

  • Das ständige Denken und Bewerten, raubt uns enorm viel Energie, die wir durchaus lebensbejahender einsetzten können.
  • Durch ein Wirrwarr im Kopf, treffen wir vielleicht nicht die optimalen Entscheidungen, die aus innerer Klarheit heraus, ganz anders ausgefallen wären.
  • Wir sind oft gestresst und erschöpft, statt gelassen und voller Lebensenergie.
  • Innere Unruhe und Nervosität nehmen zu und wir fühlen uns ständig angespannt.
  • Wir bekommen vielleicht Einschlafprobleme oder wachen häufig auf, statt uns zu regenerieren und Kräfte zu sammeln.
  • Dauerkopfschmerzen und Verspannungen in Rücken und Nacken, zählen ebenso zu den Folgen eines ständig gestressten Menschen.
  • Unsere Beziehungen verschlechtern sich durch unsere Gereiztheit und Voreingenommenheit. Statt sich mit Verständnis und Wertschätzung zu begegnen und für tragfähige, nährende Beziehungen zu sorgen.

In unserem Leben werden wir immer, Unerwünschtes wie Schwierigkeiten oder Stress erleben. Das können wir nicht verhindern und aus unserem Leben verbannen, aber wie wir damit umgehen, dass macht den Unterschied und darauf können wir Einfluss nehmen.


Es gibt Zeiten in denen wir vielleicht mit Schmerz, dem Ende einer Beziehung, Frustration im Job, dem Verlust eines nahestehenden Menschen oder der Arbeitsstelle konfrontiert werden. Diese Situationen ziehen uns oft sehr stark runter und wir hadern mit dem was ist, wir gehen in den Widerstand und dadurch leiden wir. Es fühlt sich manchmal so an, als wenn das ganze Leben nur noch schwierig und schmerzhaft ist. Genau hier kann uns die Achtsamkeit helfen zu erkennen, dass da noch so viel Schönes ist, das unser Leben lebenswert macht, wenn wir uns dafür öffnen.

„Full Catastrophy Living“- also die ganze Katastrophe leben, wie Jon Kabat-Zinn es ausdrückt.

Das Konzept der Achtsamkeit kann uns einen wertvollen Beitrag leisten, den Stürmen des Lebens die Stirn zu bieten.

Ein Schlüsselfaktor der Achtsamkeit ist es, sich im Hier und Jetzt zu verankern. Dieses „im Moment sein“, erlaubt uns ein „bei-sich-ankommen“ , ein „sich selbst-erkennen“ und das, was aktuell geschieht zu erfassen. Wir erlangen Klarheit im Kopf und werden uns der eigenen Gedanken und Emotionen gewahr. Aus einer inneren Haltung der Neugier, Offenheit, Freundlichkeit und des Mitgefühls, beobachten und erkennen wir das an, was gerade geschieht. Das Be- und Verurteilen wird fallengelassen. So können wir Selbstbestimmt mit unseren inneren Regungen umgehen.

 

Wir gehen also mit dem Leben mit, statt uns dagegen zu stemmen. Wir tauchen ein in die Fülle des Lebens, statt an der Oberfläche zu bleiben und von einem Moment zum anderen zu hetzen.

Den Fokus auf das Hier und Jetzt zu richten, entschleunigt unseren Alltag und führt mit fortschreitender Praxis zu innerer Ruhe, Gelassenheit und mehr Bewusstheit, verringert unser Leid und den damit verbunden Stress.

„An sich ist nichts weder gut noch böse – das Denken macht es erst dazu.“

– William Shakespeare –

Die Praxis entwickeln

Zu den formalen Praktiken gehören achtsame Körperübungen, Atem- und Meditationstechniken. Sie helfen uns, sich wieder mit dem eigenen Körper zu verbinden und unseren rastlosen Geist sanft, aber bestimmt zu lenken. Sich immer wieder im Hier- und Jetzt zu verankern und so für Ausgleich und Entlastung zu sorgen.

Vielfältige Achtsamkeits-Übungen aus der informellen Praxis unterstützen uns, dass Gewahrsein im Alltag zu implementieren.

Wissenschaftliche- und Philosophische Hintergründe vertiefen das Verständnis und das Erahnen dessen, welche Dimension sich uns durch die Praxis der Achtsamkeit eröffnen.

Tage der Achtsamkeit oder Retreats über mehrere Tage oder länger, erlauben uns, tief in die Praxis einzusteigen.

Die Praxis beginnt im ersten Schritt bei uns selbst, strahlt jedoch auf unsere Umgebung ab. Üben wir uns in Gelassenheit, sind wir ein angenehmer Anker in einer unruhigen Gruppe. Entwicklen wir immer mehr Verständnis und Mitgefühl für unsere eigenen Unzulänglichkeiten, fällt es uns viel leichter auch für andere mehr Verständnis aufzubringen und zu verzeihen.

Durch wachsende Präsenz, können wir uns auf aktuelle Situationen einlassen und uns anderen Menschen wirklich zuwenden.

So ist es nicht verwunderlich das die Herzensbildung untrennbar mit der Entwicklung von Achtsamkeit verwoben ist.

Was Achtsamkeit u.a. nicht ist

  • Eine Technik zu Selbst-Optimierungszwecken
  • Esoterik
  • Eine Entspannungstechnik

Die Geschenke der Achtsamkeit-Praxis

  • Ausstieg aus der Getriebenheit und dem Hamsterrad.
  • Die Förderung unserer Selbst-Wahrnehmung.
  • Wir lernen unsere Gefühle, Gedanken und Impulse zu beobachten und werden zu unserem persönlichen Stressdetektiv, der uns hilft aus unseren Reiz-Reaktions-Mustern auszusteigen. Aus der Position des Beobachters heraus, können wir dann angemessen handeln.
  • Das Verständnis und Mitgefühl für unser Stresserleben und unsere "bisherigen" Reaktionen darauf wächst und wir können neue Verhaltensalternativen ausprobieren.
  • Daraus resultierend eröffnen wir uns neue Handlungsspielräume und machen damit verbunden neue Erfahrungen.
  • Wir werden flexibler im Umgang mit Reizen aus unserer Umwelt.
  • Wir schalten unseren inneren Beobachter ein und entlarven unsere Grübelschleifen.
  • Wir lernen uns selbst zu regulieren, wenn es stressig wird.
  • Wir stärken unsere SELBST-WIRSAMKEIT als eine wichtige Säule der Resilienz und gesunder Lebensgestaltung.
  • Wir können rechtzeitig erkennen, wenn sich unsere Ressourcen zu erschöpfen drohen und entsprechende entlastende Maßnahmen ergreifen.
  • Das hilft uns bei Bedarf auch mal „Nein“ oder „Stopp“ zu sagen, statt in die Überforderung zu gehen.
  • Wir werden uns klarer über unsere Bedürfnisse und Werte und richten unser Handeln entsprechend aus.
  • Unsere Kompetenz in Selbstfürsorge und Selbstführung wird gefördert.
  • Stress wird abgebaut und tiefe Entspannung kann sich einstellen.
  • Wir überwinden erfolgreich Herausforderungen.
  • Unsere Kommunikation wird klarer und emotional wärmer, was sich positiv auf unsere Beziehungen auswirkt.
  • (Selbst-)mitgefühl und Wohlwollen entfaltet sich und dadurch gehen wir wertschätzender und mitfühlender mit uns und anderen um.

Victor Frankl:

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Freiheit und Macht zur Wahl unserer Reaktion.“

Forschung

Seit Jahren erscheinen regelmässig Studien über die Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierenden Praxen und Meditation. Regelmäßige achtsame Meditationspraxis verändert nachweislich das Gehirn. Das konnten Forscher am Bender Institute of Neuroimaging an der Universität Gießen beobachten. Der für die Gedächtnisfunktion zuständige Hippocampus wächst und der Mandelkern (die Amygdala), in dem das Angstzentrum liegt, schrumpft. Zudem wurden mehr graue Zellen im orbifrontalen Kortex nachgewiesen. Der orbitofrontale Cortex spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidungsfindung und der Überwachung sozialer Interaktionen.